Gesundheit

Krankheit: Wie ist ein Asylbewerber versichert? Was müssen Asylbewerber machen, wenn sie krank werden?

In Deutschland muss jeder Mensch krankenversichert sein. Falls sie eine Aufenthaltsgestattung oder eine Duldung haben, sind sie über die Kommune krankenversichert. Hier in Kaarst bedeutet dies, dass im Sozialamt die Leistungsabteilung Kosten für notwendige Untersuchungen und Behandlungen übernimmt. Wenn sie krank sind, müssen sie deshalb einen Krankenschein bei der Leistungsabteilung abholen und diesen beim behandelnden Arzt vorzeigen. Der Krankenschein gilt immer für 1 Quartal (Januar – März, April – Juni, Juli – September, Oktober – Dezember), bewahren sie ihn deshalb gut auf.

Falls sie mit psychischen Beschwerden, Angstzuständen oder Folgen von schlimmen Erlebnissen nicht zum Arzt gehen wollen, können sie sich auch direkt an das Psychosoziale Zentrum für Flüchtlinge in Düsseldorf wenden. Dort ist man auf psychische Krisensituationen eingestellt. Allerdings ist dort der Andrang groß. Es ist also ratsam, dies als letzte Möglichkeiten zu betrachten und sich lieber vor Ort einen Psychologen zu suchen.

Woran erkenne ich, ob jemand traumatisiert ist? Und wie kann ich dem Menschen dann helfen?

Flüchtlinge haben häufig seelische und körperliche Wunden aufgrund von Menschenrechtsverletzungen, Kriegserlebnissen, Flucht- und Vertreibungserfahrungen erlitten. Hierzu gibt es als erste Anlaufstelle in der Stadt Kaarst Frau Enkel, die in diesem Bereich ausgebildet ist.

Die Schätzung ist, dass weltweit rund ein Drittel aller Flüchtlinge an einer „post-traumatischen Belastungsstörung“ (PTBS) leiden. Unter einem „Trauma“ versteht man die Verletzung der Seele durch ein tragisches, erschütterndes, stark belastendes Erlebnis, das außerhalb der üblichen menschlichen Erfahrung liegt. Kennzeichnend für eine traumatische Situation ist das Erleben von Bedrohung, Ausgeliefertsein, Entsetzen, Hilflosigkeit sowie Todesangst.

Hier sind psychologische Aspekte über solche Belastungen, die helfen sollen, darunter leidende Menschen besser zu verstehen. Durch ein Trauma werden vier existentiell wichtige, psychische Grundannahmen über das Selbst und die Welt erschüttert:

  • der Glaube an die eigene persönliche Unverletzbarkeit
  • die eigene Sichtweise über das Selbst als etwas Positives
  • der Glaube an die Welt als einen Ort, der sinnvoll und im Wesentlichen geordnet funktioniert
  • das Vertrauen, dass die Menschen im Grunde gut, verlässlich und vorhersehbar sind

Die Symptome werden häufig erst sehr spät erkannt und richtig zugeordnet. Folgende Symptome können Hinweise für psychische Beeinträchtigungen und Erkrankungen sein:

  • ständige Gedanken und Rückerinnerungen an das traumatische Erlebnis
  • Rückblenden in das traumatische Geschehen, „also ob es jetzt passiert“
  • massive Versuche, das traumatische Erlebnis zu ignorieren, nicht darüber zu reden oder daran zu denken
  • Gefühle emotionaler Betäubung
  • andauernde Schlafstörungen
  • Albträume, insbesondere vom traumatischen Geschehen
  • Grübelneigung / Grübelzwang
  • Nervosität/ Reizbarkeit/ Neigung zu aggressiven Verhaltensweisen
  • Ängste / Schreckhaftigkeit
  • niedergedrückte Stimmung, häufiges Weinen
  • Gedächtnis- und Erinnerungsstörungen
  • Konzentrationsstörungen, Entscheidungsschwierigkeiten
  • Interesse- und Lustlosigkeit
  • verändertes Selbsterleben, niedriges Selbstwertgefühl
  • Gefühle der Isolation
  • Misstrauen
  • Angst, verrückt zu sein / verrückt zu werden
  • Schuld- und Schamgefühle
  • Suizidgedanken, Gefühle von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Sinnlosigkeit
  • vielfältige körperliche Beschwerden (oft verbunden mit chronischen Schmerzen).

Flüchtlinge, die unter diesen Symptomen leiden, haben manchmal Schwierigkeiten, sich neu zu orientieren, ihr Leben aktiv zu bewältigen und Herausforderungen durchzuhalten. Dies kann sich in vielerlei Hinsicht auswirken. Sie zweifeln z.B. an sich selbst oder ihren Fähigkeiten und sind deshalb mutlos, etwas Neues zu beginnen. Manchmal fällt es den Menschen nicht leicht, nach Hilfe zu suchen.

Einige Flüchtlinge kontaktieren auf Grund ihres Misstrauens und / oder ihrer Unsicherheit gleich mehrere Berater (erhalten leider auch oft unterschiedliche Auskünfte) und wissen dann nicht mehr, woran sie sich orientieren sollen. Auch die langjährige Lebenssituation als Asylbewerber/in oder geduldeter Flüchtling ist stark belastend und führt in Einzelfällen sogar zu „Re-Traumatisierungen“, dem Gefühl, wieder der gleichen Hilflosigkeit und Repression ausgesetzt zu sein. Ängste, eventuell doch in das Heimatland zurück zu müssen, können viel Energie blockieren und den Lebensmut einschränken.

Symptome treten gelegentlich recht plötzlich auf, manchmal verstärken sie sich langsam über einen längeren Zeitraum. Die Symptomatik kann in ihrer Ausdrucksform kulturell geprägt sein. Kinder haben teilweise eine andere Symptomatik als Erwachsene.

Einige Flüchtlinge leiden schon seit Jahren an Beschwerden, die wegen eingeschränkter Krankenhilfeleistungen, sprachlichen Problemen und isolierter Unterbringung häufig nicht einer ausreichenden Behandlung zugeführt wurden. Die Erfahrungen können das Asylverfahren stark beeinflussen, wenn Betroffene nicht in der Lage sind, über die schrecklichen Erlebnisse zu sprechen oder aufgrund von negativen Erfahrungen im Heimatland Ängste bestehen, mit einem Beamten zu sprechen, und deshalb viele wichtige Aspekte verschweigen. Oft ist später eine psychologisch-fachliche Begutachtung zur gesundheitlichen Situation des Betroffenen erforderlich.

Hinweis: Bei Flüchtlingen werden häufig folgende Erkrankungen in unterschiedlicher Schwere diagnostiziert:

  • Posttraumatische Belastungsstörungen
  • Depressionen oder Angststörungen
  • Psychosomatische Beschwerden

Folter- und Kriegserfahrungen, aber auch langjährige Unterdrückungen und Diskriminierungen als Gruppe sind hier massiver Auslöser. In diesen Fällen braucht es oft fachlichen Rat, um Betroffenen weiter zu helfen. Therapiezentren für Folteropfer haben Psychologen mit fundierten Zusatzausbildungen, die in diesem Bereich besonders geschult sind. Dort werden auch Beratungen, Therapien und Begutachtungen angeboten oder vermittelt.

Gleichzeitig ist Geduld gefragt. Hilfestellung bei der Strukturierung von Tagesabläufen, Orientierung in der neuen Umgebung und Maßnahmen zur Entlastung können hilfreich sein und leichte Beschwerden deutlich lindern.

Müssen die Bürgerinnen und Bürger Angst haben vor ansteckenden Krankheiten?

Nein. Ankommende Flüchtlinge werden in der Gesundheitsbehörde auf Infektionskrankheiten untersucht. Wenn Krankheiten vorliegen, findet zunächst eine Behandlung dieser statt, bevor sie in einer Sammelunterkunft untergebracht werden.

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